Wer kann uns Antwort geben auf die Frage, warum genau unsere Schule vor 50 Jahren nach Ubbo Emmius benannt wurde?
Was wir über die Namensgebung wissen: 1909, als unser Altbau eingeweiht wurde, kam das erste Mal der Wunsch auf, das damalige »Königliche Realgymnasium und Gymnasium« nach Ubbo Emmius zu benennen. Dieser Wunsch wurde von den preußischen Verantwortlichen abgelehnt. Vielleicht war ihnen die Namensgebung nach einem Freiheitskämpfer suspekt. Die Benennung unseres Gymnasiums nach Ubbo Emmius fand schließlich erst Jahrzehnte später statt. Zum Schuljahr 1972 wurde die Koedukation an unserer bis dahin monoedukativen Schule eingeführt. Der Name »Gymnasium für Jungen« – so hieß sie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges – wäre nun paradox gewesen. Das Richtfest des Neubaus im Juli 1971 wurde deshalb zu einer Art Tauffeier. Der damalige Rektor Dr. Schaper verkündete – nach einer Abstimmung im Kollegium – in luftiger Höhe den künftigen Namen der Schule: »Ubbo-Emmius-Gymnasium«. Seit dem 7. März 1972 ist der Name nach der Zustimmung der Stadt Leer und der Ratifizierung durch die Schulbehörde offiziell.
Wir fragen uns: Warum entschied sich das Kollegium des Jahres 1971 für denselben Namen wie das kaiserzeitliche im Jahr 1909? Wussten die Namenssucher Anfang der 70er von dieser Kontinuität? Wollten die Kollegen den großen humanistischen Gelehrten und vermeintlichen Gründer der Schule ehren, grenzübergreifende europäische Verbundenheit ausdrücken oder angesichts der Modernisierung in Gestalt der Koedukation ein Zeichen der Tradition setzen? Wir sind gespannt auf Hinweise an besserwisser@ubbo-1584.de!
Ich habe 1974 am UEG meine Abiturprüfung gemacht und die damaligen Überlegungen zur Namensgebung miterlebt. Ich erinnere mich dass Dr. Harden, unser Fachlehrer für Deutsch und Gemeinschaftskunde (ein sehr guter Lehrer!!) das mit uns im Unterricht besprochen hatte. Eine Kontinuität zu den Überlegungen aus dem Kaiserreich wurde zu keiner Zeit hergestellt. Es wurde darauf hingewiesen, dass Ubbo Emmius Gründer der damaligen Lateinschule gewesen sei und damit des Vorläufers des Gymnasiums. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass er der Gründer der Universität Groningen gewesen sei. Die „Rerum Frisicarum Historia“ waren für Dr. Harden besonders wichtig und bedeutsam. Von ihm erfuhren wir auch von Johannes Althusius, dem Stadtsyndicus von Emden, der als erster Rechtsphilosoph das Widerstandsrecht des Volkes gegenüber Tyrannen rechtfertigte. Dr. Harden war auch beeinflusst durch eine Debatte im niedersächsischen Landtag zu der Zeit. In einer Debatte wurde auf England als ältester Demokratie verwiesen. Ein ostfriesischer Landtagsabgeordneter hatte daraufhin nachgewiesen, dass die ostfriesische Demokratie (Upstalsboom) älter als die englische sein und die „Krone“ Ostfriesland zustehe. Ich glaube, das Dr. Harden als Historiker im Kollegium viel Einfluss besaß und dass sein Einsatz für Ubbo Emmius entscheidend war. Uns als Schüler hatte das seinerzeit sehr überzeugt, v. a. auch, unsere Schule im Zusammenhang mit einem so bedeutenden – der großen Mehrheit aber unbekannten – Denker verbunden zu wissen.
Als Alternativen war seinerzeit auch Ernst-Reuter-Gymnasium im Gespräch. Ernst Reuter hatte auch ein paar Jahre in Leer gelebt und war Schüler unserer Schule gewesen.
Mit besten Grüßen
Heiner Spanier
Sehr geehrter Herr Spanier, vielen Dank für Ihre Mitteilung! Leider hat meine eMail-Weiterleitung nicht funktioniert und ich habe sie heute erst gelesen. Ich freue mich sehr über ihre interessante Schilderung „aus erster Hand“, zumal die „demokratische Traditionslinie“ sehr spannend ist. Vielen Dank!
Beste Grüße
Stefan Albring