Schon im Kaiserreich (1871 – 1918) wurde die Jugend am »Königlichen Realgymnasium und Gymnasium«, wie das UEG ab 1882 hieß, auf das Militär vorbereitet. Die Schüler sollten zu gehorsamen Untertanen und Soldaten, aber auch zu Führungskräften erzogen werden, die in der Lage waren, Befehle zu erteilen. Der Geist dieser Zeit lässt sich mit einer Fotographie der Untersekunda vom 27. Januar 1918 veranschaulichen.
Im Gegensatz zu heute kam der Unterricht einem »Lernen im Gleichschritt« gleich. Die Schüler saßen in Reih und Glied. Wer etwas sagte, musste aufstehen. Die Autorität des Lehrers galt als unanfechtbar. Nichts, was er sagte, durfte hinterfragt werden. Eigenständiges Denken der Schüler war also unerwünscht, denn ein selbstständiger Geist birgt immer eine Gefahr für autoritäre Systeme.
Ein wichtiger Teil des Curriculums war der Sport. Es wurde viel geturnt, denn das Turnen diente der Vorbereitung auf die körperlichen Anstrengungen, die ein Soldat im Kampf aushalten musste. Neben einfachen Turnübungen wurde kampfnaher Unterricht erteilt, darunter militärische Spiele, die Schießen sowie Marsch- und Taktikübungen enthielten.
Jährlich fanden am Sedantag ein »Marsch« der Schüler zum Denkmal in der heutigen Fußgängerzone und militaristische Wettkämpfe statt. Ein im Zusammenhang mit einer Sedanfeier in den 1890er Jahren entstandener Aufsatz des Schülers Johann Saathoff beweist auf erschreckende Weise, dass die intendierte Wirkung dieser Ereignisse erreicht wurde. Dort heißt es:
»Wenn einst wieder ein Krieg ausbrechen sollte, wir gern gegen den Feind ziehen und das [sic] deutsche Volk dazu verhelfen, wieder einen schönen Gedenktag zu feiern.«
Aus einem Aufsatz des Schülers Johann Saathoff, 1890er Jahre
Aufgrund der Tatsache, dass sich extrem viele Schüler des Gymnasiums zumeist freiwillig zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg meldeten, kann eine Korrelation mit der Erziehung als wahrscheinlich angenommen werden. Vom 6. bis 8. August 1914 fanden laut dem entsprechenden Jahresbericht des Schulleiters bereits die ersten Notreifeprüfungen für minderjährige Kriegsfreiwillige statt, allein im ersten Kriegsmonat seien demnach 27 Schüler in den Heeresdienst eingetreten.
144 ehemalige Gymnasiasten starben. Ihre Namen stehen auf der Gedenktafel von 1923.
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